Diversitätssensible Öffentlichkeitsarbeit
How To: Wissenschaftsfeindlichkeit begegnen
Wissenschaftsfeindlichkeit hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen. Aber was bedeutet das eigentlich? Wissenschaftsfeindlichkeit beschreibt Anfeindungen gegenüber Wissenschaftler*innen und wissenschaftlichen Aussagen. Sie stellt somit eine spezielle Form von Hate Speech dar. Insbesondere Wissenschaftler*innen, die in Bereichen forschen und arbeiten, die das aktuelle menschliche Handeln und den Status quo infrage stellen, sind häufig von Anfeindungen betroffen. Die Forschung zu politisierten Themen wie der Klimakrise oder geschlechtergerechter Sprache kann also für Wissenschaftler*innen zum Risikofaktor werden. Wissenschaftsfeindlichkeit kann online wie offline auftreten und äußert sich beispielsweise in der Herabwürdigung von Forschungsergebnissen, Beleidigungen und Drohungen und kann auch zu physischen Angriffen führen. Was können Hochschulen und Forschungseinrichtungen tun, um wehrhaft auf solche Anfeindungen zu reagieren?
Im Sommer 2024 ist im Rahmen einer größeren Kampagne für Wissenschaftsfreiheit und gegen Antifeminismus in Zusammenarbeit mit der Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen e.V. (Externer Link) (kurz: bukof) diese Schritt-für-Schritt-Anleitung entstanden. Nach langjähriger Offline-Kooperation mit der bukof haben wir diese gemeinsame Kampagne für Instagram initiiert und stellen nun die Inhalte für alle Interessierten auf unserer Website bereit.
Mehr Informationen gibt es außerdem auf der Website von Scicomm-Support (Externer Link). Hier wird Unterstützung und Beratung bei Angriffen und unsachlichen Konflikten in der Wissenschaftskommunikation angeboten. Bei einer latenten Bedrohungslage ist Unterstützung empfehlenswert. Telefonische Beratung ist täglich von 7-22 Uhr möglich: +49157 923 448 04.
Quellen:
VolkswagenStiftung. (2024). Wie kann man Wissenschaftsfeindlichkeit begegnen? Das Projekt KAPAZ (Externer Link). Abgerufen am 12. September 2024

Grundaufbau der Anleitung
Die Anleitung ist in neun Schritte untergliedert, die eine Handlungsabfolge suggerieren, jedoch nicht zwingend in dieser Reihenfolge befolgt werden müssen. Die einzelnen Schritte stellen verschiedene Handlungsmöglichkeiten dar, die bestenfalls in Kombination angewendet werden, einander bedingen, aber auch im Laufe des Prozesses nachjustiert werden können.
Es empfiehlt sich, zunächst in der eigenen Einrichtung für Wissenschaftsfeindlichkeit zu sensibilisieren und Unterstützungsstrukturen einzurichten. Im Anschluss kann es von Vorteil sein, das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen, beispielsweise mittels öffentlicher Kampagnen. Doch auch hier schließt sich eine Gleichzeitigkeit oder eine Änderung in der Reihenfolge der Schritte nicht aus.
Schritte der Anleitung
- Anfeindungen gegen Wissenschaftler*innen nehmen tendenziell zu und dürfen nicht mehr unterschätzt werden. Die generelle Bedrohungslage durch Wissenschaftsfeindlichkeit muss (an)-erkannt werden, um dagegen vorgehen zu können.
- Jegliche Anfeindungen und Infragestellungen von wissenschaftlichen Aussagen, Lehrpersonen und Forschenden müssen ernst genommen werden.
- Alle Angehörigen der Hochschule oder Forschungseinrichtung müssen für die Bedrohungslage sensibilisiert werden. Dazu zählt in erster Linie eine grundlegende Aufklärung darüber, dass es dieses Problem gibt und kann beispielsweise durch Poster in der Einrichtung umgesetzt werden.
- Im nächsten Schritt könnten konkret Anlaufstellen für Betroffene eingerichtet werden. Die entsprechenden Ansprechperson sollten auf Wissenschaftsfeindlichkeit/Hate Speech spezialisiert sein.
- Durch Weiterbildungen für das Erkennen und Handeln im Kontext von Wissenschaftsfeindlichkeit können alle Hochschulangehörige zu Expert*innen für das Thema Wissenschaftsfeindlichkeit werden und helfen einander und sich selbst, ergänzend zu den Anlaufstellen.
- Auch wenn bestimmte Fachrichtungen und Institutionen mehr von Wissenschaftsfeindlichkeit betroffen sind, als andere: Es kann jede in der Wissenschaft tätige Person treffen. Deshalb müssen Angebote zur Vernetzung sowohl für innerhalb wie für außerhalb der Hochschule/Forschungseinrichtung geschaffen werden.
- Manchmal kann es ratsam sein, in bestimmten Fällen die Polizei hinzuzuziehen, beispielsweise bei Drohungen oder Vandalismus.
- Mit der eigenen Community auf öffentlichen Kanälen kann eine Hochschule oder Forschungseinrichtung als positives Beispiel vorangehen. Statt Anfeindungen gibt es konstruktive Kritik und ein respektvolles Miteinander. Verhaltensregeln für User*innen und Community-Management-Strategien unterstützen einen solchen Umgang.
- Je mehr Menschen über Wissenschaftsfeindlichkeit Bescheid wissen, desto besser. Wenn Kapazitäten da sind, können Aufklärungskampagnen initiiert werden, die über die eigene Einrichtung hinausgehen.
Die Anleitung steht ab sofort als hochauflösende Bilddatei (PNG) zum Selbstausdruck zur Verfügung.