Digitale Transformation im Hochschulbereich - die Beiträge der KCS

Beiträge der Koordinierungsstelle zur Postersession der Auftaktveranstaltung des SMWK zur "Digitalen Transformation im Hochschulbereich"

"Die Digitalisierung stellt die Transformationsfähigkeit der Hochschulen und wissenschaftliche Bibliotheken vor große Herausforderungen. Die sächsische Hochschulwelt braucht eine gemeinsam getragene und zukunftsgerichtete Vision der digitalen Transformation und einen strategischen Prozess, deren Erkenntnisse in konkrete Entwicklungsziele für die kommenden Jahre münden."

Daher lud der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow und die LRK Sachsen sowohl Hochschulleitungen und Leitungen der wissenschaftlichen Bibliotheken als auch alle Akteur*innen der Arbeitsebenen, ein sich am dialogorientierten Strategiebildungsprozess der digitalen Transformation im Hochschulbereich zu beteiligen.

Die Koordinierungsstelle nahm diese Einladung sehr gerne an und beteiligte sich mit zwei Beiträgen an der veranstaltungsbegleitenden Postersession in der SLUB Dresden.

Bei der Postersession konnten sich die rd. 150 Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung mit den beiden Koordinatorinnen der KCS, Dr.in Stefanie Dreiack und Diana Hillebrand-Ludin, ins Gespräch kommen. Dabei informierten sich die Gäste zu den Themen "Digitalisierung und Geschlechtergerechtigkeit", "Digitale Barrierefreiheit im Hochschulbereich" sowie zur Arbeit der KCS und deren Unterstützungs- und Vernetzungsangebote.

Mehr Informationen zur Veranstaltung finden Sie auf der Veranstaltungshomepage des SMWK.

Poster #1: Digitale Barrierefreiheit an sächsischen Hochschulen

Grundaufbau des Posters:

Das Poster besteht aus vier inhaltlichen Blöcken. Der erste Abschnitt behandelt digitale Barrierefreiheit an Hochschulen allgemein. Im zweiten Abschnitt werden kurz die Anforderungen an digitale Barrierefreiheit aus vier ausgewählten Bereichen vorgestellt. Im dritten Teil werden ausgewählte Good Practice Beispiele zum Thema digitale Barrierefreiheit im Hochschulbereich in Sachsen aufgelistet und der vierte Block stellt die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Koordinierungsstelle vor und enthält den QR-Code zum Poster sowie Kontaktmöglichkeiten.

Inhalte des Posters:

  • Digitale Barrierefreiheit ist kein „nice to have“, sondern gehört zu den Standardanforderungen im Bereich des Digitalen.

  • Digitale Barrierefreiheit muss seit spätestens 2021 an den Hochschulen umgesetzt werden.

Die EU-Richtlinie 2016/2102 verpflichtet die Hochschulen dazu, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Auf Bundes- und Landesebene wird die Richtlinie durch die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung (BITV 2.0) umgesetzt. Das betrifft sowohl Webauftritte und mobile Anwendungen als auch digitale Verwaltungsabläufe und Software. An den Hochschulen kommen Campus- und Lehr-/Lernmanagementsysteme, die barrierefreie Aufbereitung von Lehrmaterialien sowie die Anwendungen des Intranets hinzu.

Im Jahr 2021 waren 42 % der Webseiten öffentlicher Stellen in Sachsen BfWebG konform und nur 9 % enthalten eine Barrierefreiheitserklärung (Vgl. Überwachungsstelle für Barrierefreiheit von Informationstechnik im Freistaat Sachsen).

Anforderungen an die Barrierefreiheit in verschiedenen Bereichen (Auswahl)

Mehr dazu im Leitfaden des Hochschulforum Digitalisierung zur digitalen Barrierefreiheit im Hochschulkontext.

Barrierefreie PDF-, Word- und PowerPoint-Dateien

Die Dateien sollten insbesondere von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen genutzt werden können. Um dies zu gewährleisten müssen bspw. Screenreader Text, aber auch Bilder richtig wiedergeben können.

Bei Word-Dokumenten und PowerPoint-Präsentationen sollte bei der Erstellung auf die Nutzung von Formatvorlagen geachtet werden. Die Barrierefreiheit kann durch Word und PowerPoint selbst überprüft werden.

Barrierefreier Webauftritt

Die Bedürfnisse bezüglich der Gestaltung eines Webauftritts sind, abhängig von der Beeinträchtigung, sehr unterschiedlich. Zum Beispiel ist es für Menschen, welche einen Screenreader verwenden, wichtig, dass dieser die Struktur der Website richtig erfassen kann. Nur so kann der Inhalt richtig gelesen werden und eine Navigation ist mit einer Tastatur möglich.

Alle Hochschulen in Sachsen sind verpflichtet, eine Erklärung zur Barrierefreiheit auf ihrer Webseite zu integrieren.

Barrierefreie Navigation

Barrierefreie Navigation kann gewährleistet werden, indem auf eine klare Gesamtstruktur des digitalen Mediums geachtet wird. Außerdem sollten nur relevante Hyperlinks genutzt werden, welche mit einem aussagekräftigen Titel versehen sind. Dies ermöglicht Screenreadern, die Verlinkung bzw. deren Inhalt verständlich zu übermitteln.

Barrierefreie Bilder

Bilder sollten nur verwendet werden, wenn sie eine inhaltliche Relevanz besitzen. Wenn Bilder genutzt werden, sollte immer ein Alternativtext deren Inhalt beschreiben. Außerdem ist es wichtig darauf zu achten, dass der Inhalt des Bildes nicht allein durch Farben vermittelt wird, da diese von Menschen mit Sehbeeinträchtigungen mitunter nicht wahrgenommen werden können.

Good Practice Beispiele und Projekte zum Thema digitale Barrierefreiheit im Hochschulbereich in Sachsen (Auswahl)

Unterstützungsmöglichkeiten der KCS im Bereich der digitalen Barrierefreiheit

Dr.in Stefanie Dreiack

Porträtbild der Koordinatorin für Inklusion Dr.in Stefanie Dreiack

Leitung der KCS | Koordinatorin für Inklusion

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Poster #2: Digitalisierung und Gleichstellungsaspekte

Grundaufbau des Posters:

Das Poster gliedert sich in drei Inhaltsbereiche auf. Im ersten Inhaltsbereich wird in einem Inhaltsblock die Einleitung zum Thema benannt. Im zweiten Inhaltsbereich, der aus fünf nebeineinander gereihten Textblöcken besteht, werden grundlegende Fragen zum Thema beantwortet und mit konkreten Zahlen und Beispielen ergänzt. Der dritte Block stellt die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Koordinierungsstelle vor. Im Anschluss an die Inhaltsblöcke folgt die Auflistung der verwendeten Literatur und ein QR-Code zum Alternativtext des Posters sowie Kontaktmöglichkeiten.

Inhalte des Posters:

Ziel von Gleichstellung? Eine Gesellschaft mit gleichen Verwirklichungschancen unabhängig vom Geschlecht.

  • Damit alle Menschen an der digitalen Transformation teilhaben können (Stichwort: Teilhabegerechtigkeit), ist es wichtig, auch die sozialen Aspekte von Gestaltung, Zugang, Wirkung und Nutzung zu berücksichtigen.

Wer gestaltet Technik?

In Deutschland arbeiten nur 16,6 % Frauen in der IT-Branche (Frauenanteil aller Erwerbstätigen: 46,3 %). Selbst wenn der Zugang zu Digitalberufen gelingt, gibt es eine hohe Fluktuation: mindestens 50 % der Frauen verlassen die Branche wieder. Die hartnäckige Unterrepräsentation von Frauen hat viele konkrete Auswirkungen, u.a. auf die Programmierung von Websites, Apps oder Künstlicher Intelligenz (I-Methodology), aber auch auf die Gestaltung von technischen Geräten, wie beispielsweise die Größe von Smartphones. Um das Studien- und Berufswahlspektrum junger Frauen zu erweitern, sollten diese von Beginn der Bildungsbiografie an ermutigt werden, ihre Perspektiven einzubringen.

Damit das gelingt, müssen persistente Geschlechterstereotype weiterhin bearbeitet sowie brancheninterne Unternehmenskulturen als auch Fächerkulturen an Hochschulen reflektiert werden.

Wofür wird Technik genutzt?

Dynamisierte Arbeitsprozesse, zeit- und ortsunabhängige Kommunikation u.v.m. gelten alsbErrungenschaften der Digitalisierung. Zu ganz grundsätzlichen Chancen kommen leider auch negative Effekte: „Frauen und Menschen anderer marginalisierter Geschlechter erleben ganz besonders, dass sich Diskriminierung digital nicht nur fortsetzt, sondern sogar verstärkt: in den neuen Möglichkeiten gehen die alten Muster viral.“ (bukof, S. 12) Stalking, Hate Speech und bildbasierte digitalisierte Gewalt verlagern und potenzieren sich und finden im Netz neue Ausdrucksformen. Für (geschlechtsspezifische) digitale Gewalt muss daher sensibilisiert, rechtliche Handlungsspielräume müssen ausgeweitet werden. 

Wie wirkt Technik?

Sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) kommt als vermeintlich neutrales System in vielen Lebensbereichen zum Einsatz, zum Beispiel in Bewerbungsverfahren, beim Abschluss von Versicherungen oder auch beim Einkaufen. Es gibt jedoch keine neutrale, objektive KI, denn sie wird durch Menschen programmiert, die selbst Vorurteile und Vorannahmen mit einbringen können. Durch diesen „Coded Bias“ sortieren Algorithmen dann beispielsweise Frauen häufiger in Bewerbungsverfahren aus; oder Männerstimmen werden von Sprachassistenz-Systemen besser verstanden als Frauenstimmen.

Lösungen hierfür: Auf die Diversität von Datensätzen achten, um die Gesellschaft realitätsnaher abzubilden, schon während der (Hochschul-)Ausbildung diversitätssensible Curricula fördern und Algorithmen stets kritisch überprüfen lassen „Methoden zur Entwicklung diskriminierungsfreier und geschlechtergerechter Informations- und Kommunikationstechnik-(IKT-)Systeme müssen für die praktische Anwendung standardisiert und systematisch umgesetzt werden.“ (Dritter Gleichstellungsbericht, S. 13)

Zahlen!

  • Gender-Pay-Gap in der IT-Branche (DE): 7 – 25 %
  • Studentinnen in den IT-Studiengängen: 29 % (Unis insg.: 50,6 %)
  • Verfassende von Artikeln auf Wikipedia: bis zu 90 % männlich
  • Start-Ups in der IT: 15,7 % weibliche Gründerinnen
  • 8 % der Hochschulangehörigen haben digitale Gewalt erfahren

Homeoffice und Gleichstellung

Der durch die Corona-Pandemie bedingte Schub flexibler Arbeitslösungen (wie mobile Arbeit und Homeoffice als auch das oft in den digitalen Raum verlagerte Studium) schafft Erleichterungen für Personen mit Kindern oder Pflegebedürftigen – und zugleich neue Herausforderungen. Frauen weiten ihre Sorgearbeit im Homeoffice tendenziell stärker aus als Männer. Die flexible Arbeit führt also nicht automatisch zu geschlechtergerechterer Verteilung der Sorgearbeit – selbst wenn beide im Homeoffice arbeiten.

Unterstützungsmöglichkeiten der KCS

  • Beratungen und Workshops
  • bedarfsbezogene Informations- und Vernetzungsveranstaltungen für Gleichstellungs- und Diversitätsakteur*innen der sächsischen Hochschulen und der Berufsakademie
  • Informationsbereitstellung
  • Ansprechpartnerin der KCS:

Diana Hillebrand-Ludin

Foto der Koordinatorin für Gleichstellung und Diversität Diana Hillebrand-Ludin

Koordinatorin für Gender und Diversität

Zum Profil

Quellen:

Bff: Frauen gegen Gewalt e.V.: Stellungnahme zum Fragenkatalog für die öffentliche Anhörung des Ausschusses digitale Agenda am 24. März 2021.

Bff: Frauen gegen Gewalt e.V.; Prasad, Nivedita (2021): Geschlechtsspezifische Gewalt in Zeiten der Digitalisierung. Formen und Interventionsstrategien. Transcript, Bielefeld

bukof (2021): Standpunkte für eine geschlechtergerechte Hochschulpolitik. (https://bukof.de/standpunkte/)

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2021): Dritter Gleichstellungsbericht. Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten. Publikationsversand der Bundesregierung, Rostock.

Dastin, Jeffrey (2018): Amazon scraps secret AI recruiting tool that showed bias against women. Auf: reuters.com. (https://www.reuters.com/article/us-amazon-com-jobs-automation-insight-idUSKCN1MK08G)

Nier, Hedda (2018): Wie weiblich ist die IT? Auf: Statista.de. (https://de.statista.com/infografik/13283/frauen-in-der-tech-branche/)

o.A. (2022): Geschlechterverteilung in der wikipedia. Auf: wikipedia.org (https://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechterverteilung_in_der_Wikipedia)

o.A. (2022): Coded Bias: Wenn der Computer Vorurteile hat. Auf: HateAid.org. (https://hateaid.org/coded-bias/)

Venrath, Tabea (2020): Wikipedias Wissenslücken. Auf: fluter.de. (https://www.fluter.de/wikipedia-wissensluecken-schreiben-zu-wenige-frauen)

Völlinger, Veronika (2016): Frauen mit Kopftuch müssen deutlich mehr Bewerbungen schreiben. Auf: zeit.de. (https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-09/arbeitsmarkt-kopftuch-musliminnenbewerbung-diskriminierung-studie)

Zandt, Florian (2022): MINT mangelt es an Frauen. Auf: Statista.de. (https://de.statista.com/infografik/27761/anzahl-eingeschriebener-mint-studentinnen-an-deutschen-universitaeten-nach-jahr/

Poster zum downloaden

Poster-Digitale-Barrierefreiheit_KCS.png

Poster zur digitalen Barrierefreiheit im Hochschulbereich

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Poster-Digitalisierung-Gleichstellungsaspekte_KCS.jpg

Poster zu Digitalisierung und Geschlechtergerechtigkeit

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